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Hagedi GmbH: Abofalle oder seriöses Unternehmen?

Die Hagedi GmbH, ansässig in Meerbusch, hat sich innerhalb kürzester Zeit einen zweifelhaften Ruf erarbeitet. Immer wieder melden sich Betroffene, die durch unerlaubte Werbeanrufe in vermeintliche Verträge gelockt wurden. Dabei geht es meist um Einträge auf dem Portal „Firmenplattform“, das sich laut Hagedi GmbH als nützliches Tool für die Verbesserung der Sichtbarkeit von Unternehmen im Internet ausgibt.

Doch viele Kunden stellen sich die Frage: Hat die Hagedi GmbH tatsächlich einen Mehrwert oder handelt es sich um eine klassische Abofalle? In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie sich effektiv gegen die Forderungen der Hagedi GmbH wehren können.

Wer steckt hinter der Hagedi GmbH?

Die Hagedi GmbH wurde im September 2023 im Handelsregister des Amtsgerichts Neuss eingetragen. Geschäftsführer und Alleingesellschafter ist Angelo Fillipo Crisafulli. Das Unternehmen hat sich laut Gesellschaftsvertrag der Erbringung von Dienstleistungen im Bereich Marketing und Onlinewerbung verschrieben, bietet aber auch Groß- und Einzelhandel sowie Import und Export von Elektronikwaren an – ein breites, teils undurchsichtiges Spektrum.

Die Masche: Unerlaubte Werbeanrufe und irreführende Aussagen

Viele der Betroffenen berichten von unerlaubten Werbeanrufen, sogenannten Cold Calls, in denen ihnen suggeriert wird, es gehe lediglich um einen harmlosen „Datenabgleich“ für Google (oft sehr trickreich nach Einrichtung eines Google-Business-Eintrags) oder um die Verlängerung eines bestehenden Vertrages. Die wahre Identität des Anrufers – die Hagedi GmbH – wird oft erst später offengelegt. Im Gespräch wird dann ein „Datenabgleich“ durchgeführt, bei dem die Betroffenen wiederholt mit „Ja“ antworten sollen. Dieses Gespräch wird aufgezeichnet und später als Grundlage für einen angeblichen Vertragsabschluss herangezogen.

Besonders perfide: Viele Betroffene verstehen den eigentlichen Vertragsinhalt gar nicht, da die Anrufer oft unklar oder schwer verständlich sind. Besonders Menschen mit geringen Deutschkenntnissen werden so in Verträge gedrängt, die sie nicht abschließen wollten. In unserer Kanzlei musste eine uns zugesandte Audiodatei mehrfach und verlangsamt abgespielt werden, damit wir den Inhalt nachvollziehen konnten.

Firmenplattform: Ein rudimentäres und wertloses Portal

Die Hagedi GmbH bewirbt ihre „Firmenplattform“ als Möglichkeit, die Sichtbarkeit von Unternehmen im Internet zu erhöhen. In der Realität handelt es sich jedoch um ein rudimentäres Portal, das keinen nennenswerten Mehrwert bietet. Der Sichtbarkeitsindex der Plattform ist äußerst gering und es gibt keinen Hinweis darauf, dass Kunden durch einen Eintrag tatsächlich neue Aufträge oder bessere Reichweite gewinnen. Viele Unternehmen erfahren erst durch die Rechnung, dass sie angeblich einen Vertrag über teure „Marketing-Dienstleistungen“ abgeschlossen haben. Die Preise betragen das Mehrfache von bekannten seriösen Portalen wie "Das Örtliche" oder die "Gelben Seiten". Zur Erstellung des Firmenprofils werden ungefragt Bilder verwendet, die mit dem Unternehmen nichts zu tun haben und den Ruf des jeweiligen Unternehmens schädigen können.

Die Rechnung: Mangelhafte Angaben und überzogene Forderungen

Nach dem Anruf folgt meist prompt die Rechnung. Auffällig ist hier oft das Fehlen einer gültigen Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-ID), was einen formalen Mangel darstellt. Jede Rechnung, die von einem Unternehmen an ein anderes ausgestellt wird, muss eine USt-ID enthalten, da es sich um eine wesentliche Angabe für die steuerliche Überprüfung handelt.

Zudem werden auf den Rechnungen teure Leistungen wie „Programmierung“, „SEO-Konzept“ und „Keywordanalyse“ aufgeführt, die jedoch selten nachvollziehbar erbracht wurden oder überhaupt einen erkennbaren Mehrwert bieten. Diese Taktik ist typisch für Unternehmen, die versuchen, Betroffene mit überzogenen Forderungen unter Druck zu setzen.

Ihre Optionen: Anfechtung und Vertragskündigung

Wurden Sie von der Hagedi GmbH kontaktiert und haben ungewollt einen Vertrag abgeschlossen, gibt es verschiedene rechtliche Möglichkeiten, sich zu wehren. Zunächst sollte geprüft werden, ob überhaupt ein wirksamer Vertrag zustande gekommen ist.

Sollten Sie die Frage nach dem Vertragsabschluss irrtümlich oder getäuscht mit "Ja" beantwortet haben, kommt die Anfechtung gemäß §§ 119, 123 BGB ins Spiel. Ein Vertrag, der aufgrund eines Irrtums oder einer Täuschung abgeschlossen wurde, kann angefochten werden. Dies gilt insbesondere, wenn der Betroffene den Vertragsinhalt nicht vollständig verstanden hat – beispielsweise aufgrund sprachlicher Barrieren oder unklarer Informationen seitens des Anrufers.

Hilfsweise kann auch eine Kündigung des Vertrages erfolgen, falls die Anfechtung aus irgendeinem Grund nicht erfolgreich sein sollte. Achten Sie hierbei auf die Kündigungsfristen, die oft lang und missverständlich formuliert sind.

Unseriöses Geschäftsgebaren: Vorsicht vor Inkassounternehmen

Die Hagedi GmbH arbeitet eng mit Inkassounternehmen zusammen, um ihre Forderungen durchzusetzen. Neben dem bekannten Zimmermann Inkasso wird in vielen Fällen auch die MB Inkasso & Ermittlungs GmbH beauftragt, um den Zahlungsdruck zu erhöhen. Beide Unternehmen treten aggressiv auf und setzen Betroffene massiv unter Druck, um die Forderungen ihrer Mandantschaft durchzusetzen. Oft wird versucht, den Schriftverkehr trotz Beauftragung eines Rechtsanwalts durch den Kunden, direkt über den Kunden zu führen, obgleich der Rechtsanwalt klar und unmissverständlich zu verstehen gibt, dass Schriftverkehr in Zukunft nur über ihn zu führen ist. Es wird versucht, den Anwalt auszutricksen, indem ihm Schreiben mit kurzer Fristsetzung erreichen und sinngemäß lauten: "Sollten wir bis zu dieser Frist nichts von Ihnen hören, gehen wir davon aus, dass Sie nicht mehr mandatiert sind und werden den Schriftverkehr wieder über ihren Mandanten führen." So wird unnachgiebig versucht, den Druck direkt auf den Kunden aufzubauen.

Wichtig zu wissen: Inkassounternehmen haben keine unbeschränkte Macht. Sie dürfen keine unberechtigten Forderungen durchsetzen und können rechtlich angefochten werden. Lassen Sie sich nicht einschüchtern, sondern suchen Sie rechtlichen Beistand.

Wehren Sie sich gegen die Hagedi GmbH

Wenn Sie ebenfalls von der Hagedi GmbH kontaktiert wurden und nun eine Rechnung oder Mahnung erhalten haben, sollten Sie sich nicht einschüchtern lassen. Es bestehen gute Chancen, dass kein wirksamer Vertrag zustande gekommen ist und dass die Forderung aufgrund formaler Mängel (z.B. fehlende USt-ID), Täuschung und Irrtum erfolgreich abgewehrt werden kann.

Wichtig ist, dass Sie schnell handeln. Wenden Sie sich an einen Anwalt, der Ihre Interessen vertritt und Ihnen hilft, die Forderungen der Hagedi GmbH oder ähnlich agierender Unternehmen erfolgreich abzuwehren. Lassen Sie sich nicht in einen ungewollten Vertrag drängen – mit der richtigen rechtlichen Beratung können Sie sich gegen diese Maschen zur Wehr setzen.

Bild von Rechtsanwalt Cihan Kati im Anzug
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